Wölfe verlieren nach zweimaliger Verlängerung gegen Bonn

Die Telekom Baskets Bonn waren am Ende eine Nummer erfahrener – im letzten Heimspiel vor Weihnachten mussten sich die Wölfe dem Eurocup-Teilnehmer nach zweimaliger Verlängerung mit 96:99 (25:31, 70:70, 85:85) geschlagen geben. Vorangegangen war eine sensationelle Aufholjagd, mit der Sachsen-Anhalts frisch gekürte „Mannschaft des Jahres“ im letzten Viertel einen 14-Punkte-Rückstand wettgemacht hatte. „Bonn war über 40 Minuten gesehen die bessere Mannschaft. Wir haben zwar gekämpft, aber wir haben auch gezeigt, dass uns die Erfahrung fehlt, wenn es darum geht, ein Spiel zu gewinnen“, analysierte MBC-Trainer Silvano Poropat. Bester Korbschütze vor 2400 Zuschauern war Hördur Vilhjalmsson mit 22 Punkten.

Was war passiert? 14 Sekunden vor Ablauf der ersten Verlängerung hätte Christian Stadhardinger bei einer 85:83-Führung von der Freiwurflinie alles klar machen können, der MBC-Forward – bis dahin fehlerfrei von der Linie – vergab jedoch beide Versuche. Auf der Gegenseite machte es Steve Wachalski besser und glich mit zwei Freiwürfen zum 85:85 aus – die Partie ging in die zweite Verlängerung.

Hier konnten sich die Wölfe eine Sechs-Punkte-Führung erarbeiten (91:85), unnötige Ballverluste brachten sie jedoch um den Sieg. Auf der Gegenseite behielten Brooks und Lawrence bei Freiwürfen die Nerven. Insgesamt 38 Punkte erzielten die Baskets von der Linie. „Bonn war dann frischer und hat verdient gewonnen. Uns ist am Ende die Puste ausgegangen“, meinte Silvano Poropat.

Der turbulenten Schlussphase vorausgegangen waren 40 Spielminuten, in denen die Zuschauer – darunter auch Trainer Alexander Zorniger und Ex-Nationalspieler Mavin Compper von RB Leipzig – ein Wechselbad der Gefühle erlebten. Silvano Poropat überraschte mit einer neuen Startformation: Anstelle von Simonas Serapinas und Christian Standhardinger brachte er Frantz Massenat und Ryan Nicholas. Damit standen mit Hördur Vilhjalmsson und Frantz Massenat beide Spielmacher von Beginn an auf dem Feld. Christian Standhardinger kam erst in der 5.Minute als sogenannter Energizer von der Bank – ein gelungener Schachzug. Nur 37 Sekunden nach seiner Einwechslung führte er sich mit einem Korbleger zum 8:9 gut ein (in der Abschlussstatistik schrammte nur knapp an einem Double-Double vorbei).

Dennoch liefen die Wölfe im von schwachen Wurfquoten auf beiden Seiten (MBC 29 Prozent, Bonn 30 Prozent) und ausgeglichenem Reboundverhältnis (13:12 für die Wölfe) geprägten ersten Abschnitt einem Rückstand hinterher. Einzige Ausnahme: Christian Standhardingers Mitteldistanzwurf zum 14:13. Mit 14:16 aus Sicht der Wölfe endeten die ersten zehn Minuten.

Im zweiten Viertel konnten sich die Bonner Punkt um Punkt absetzen. Nach einem Korbleger des starken Benas Veikalas (am Ende mit 20 Punkten Topscorer seines Teams) zum 17:27 war der Rückstand aus Sicht des MBC erstmals zweistellig (17.Minute), kurz darauf beim 17:29 durch Dirk Mädrich am größten. Mit einem 8:2-Lauf konnten die Wölfe bis zur Pause auf 25:31 verkürzen. Das Manko war weiterhin die schwache Wurfquote von nur 28 Prozent aus dem Feld (Bonn 38), nur einer von neun Dreierversuchen (durch Patrick Richard) fand seinen Weg in den Korb.

Die zweite Hälfte begann mit einem Korbleger von Standhardinger (in der ersten Hälfte mit sieben Zähler bester Korbschütze der Wölfe) zum 27:31 vielversprechend, doch ließen die Bonner ihrerseits einen 7:0-Lauf zum 27:38 folgen. Silvano Poropat war früh zu seiner ersten Auszeit in der zweiten Hälfte gezwungen. Danach nahm die Partie zunehmend an Fahrt auf. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Die Wölfe waren dem Gegner gleichwertig, liefen aber das gesamte Viertel einem Rückstand her. Näher als auf sieben Punkte kamen sie nicht heran, bei Viertelende (42:56) war der Abstand am größten.

Bis fünf Minuten vor Schluss war der Rückstand zweistellig (52:63). Doch dann ging auf einmal ein Ruck durch das MBC-Team. „Wir haben befreit aufgespielt“, meinte Silvano Poropat in seinem Abschlussstatement. Vor allem Hördur Vilhjalmsson nahm nun das Heft in die Hand und streute deri wichtige Dreier ein. Mit 28:14 wurde der Schlussabschnitt gewonnen, mit 70:70 ging die Partie in die Verlängerung, in der das eingangs geschilderte Finale furioso mit dem besseren Ende für die Gäste folgte.

„Diese Partie war eine große Werbung für Basketball“, fasste Baskets-Trainer Mathias Fischer die 50 Spielminuten treffend zusammen. Der Sieg hatte seiner Meinung nach „auch etwas mit dem Eurocup zu tun. Die letzte Partie, die wir im Eurocup gespielt haben, ging in die Verlängerung. Und heute haben wir viele Sachen in der Verlängerung richtig gemacht.“

MBC : Vilhjalmsson (22), Standhardinger (19 Pkt., 9 Rebounds), Richard (18), Pantelic (16 Pkt., 14 Rebounds), Massenat (12 Pkt., 6 Assists), Clay (3), Liyanage (3), Kuhn (2), Serapinas (1), Schwarz (0), Nicholas (0), Zinn.