MBC-Homestory: Der MBC-Physiotherapeut Jens Neumann

Er ist zusammen mit Ronny Frank dafür verantwortlich, dass die MBC-Stars immer fit und verletzungsfrei bleiben oder schnell wieder auf dem Parkett stehen: Physiotherapeut Jens Neumann. MBC-Praktikantin Anja Hädrich stellt ihn vor.

Jens Neumann ist seit mittlerweile acht Jahren der Physiotherapeut der Wölfe. Der gebürtige Hallenser trieb als Kind selbst Sport, kickte unter anderem mit dem späteren Fußball-Nationalspieler Dariusz Wosz zusammen in der Bezirksauswahl Halle. „Aber irgendwann hat mich der Fußball nicht mehr interessiert“, erzählt der 44-Jährige.
Eigene schwerwiegende Verletzungen (Risse beider Achillessehnen) weckten bei ihm schließlich das Interesse am Beruf des Physiotherapeuten. Daraufhin begann Jens Neumann 1986 sein Staatsexamens-Studium der Physiotherapie an der halleschen Martin-Luther-Universität. „Anfangs war es gar nicht so einfach, ich war einer der ersten Männer in dem Studiengang“, erinnert er sich und ergänzt: „Aber ich hatte einen guten Mentor.“ Der sympathische Hallenser darf sich sogar lizenzierter DOSB-Sportphysiotherapeut nennen, nachdem er eine Weiterbildung beim Deutschen Olympischen Sportbund absolvierte und sich dabei auch Tipps von Dr. Müller-Wohlfahrt, Mannschaftsarzt der deutschen Fußballnationalmannschaft sowie langjähriger Teamarzt von Bayern München, einholte. Das ermöglicht Jens Neumann Olympia- und Bundeskaderathleten zu betreuen.
Mittlerweile bringt er seit 2002 sein erworbenes Wissen bei den Wölfen ein. „Damals kam ein Anruf vom Olympischen Stützpunkt Halle. Beim MBC herrschte ein Notfall. Der damalige kroatische Physiotherapeut hatte wegen familiärer Probleme aufgehört, es wurde dringend ein anderer gesucht. So folgten die Anfrage vom damaligen MBC-Manager und Gespräche mit Ingo Wolf. Drei Tage später bin ich schon mit ins Trainingslager nach Belgien gefahren. Dort wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, weiter für den MBC als Physiotherapeut zu arbeiten.“ Seitdem ist er bei jedem Heim- und Auswärtsspiel der Wölfe vor Ort und ist auch bei speziellen Trainingseinheiten beim Team.
Hauptsächlich arbeitet er in seiner großen Praxis in Halle, welche er 1992 eröffnete. „Das hatte sich nach der Wende einfach so ergeben“, gibt der Vater eines Sohnes zu verstehen und ergänzt: „Ich habe ein richtig großes Behandlungsspektrum, worüber ich sehr froh bin. Ich betreue nicht nur Sportler, sondern auch Babys, sowie jüngere und ältere Menschen.“ Jeder Tag sei dabei eine Herausforderung für ihn, stets jedem das zu geben, was derjenige in einer bestimmten Situation brauche. „Als Sportphysiotherapeut trägt man eine große Verantwortung, der Körper ist schließlich das Kapital des Sportlers. Ich habe eine Pflicht gegenüber den Spielern und Offiziellen des MBC zu erfüllen, musste jedoch auch erst in meine Aufgaben reinwachsen und mir das Vertrauen erarbeiten.“
Vor jedem Spiel ist er zusammen mit Ronny Frank für das Tapen der Spieler sowie für das Warm-Up zuständig. „Erst werden individuelle Läufe absolviert, danach folgt das dynamische Stretching, dann ein dynamisches Warm-Up. Anschließend werfen die Spieler noch ein paar Körbe. Danach wird sich auf das Spiel konzentriert und vorbereitet.“ Während des Spiels sitzt er mit auf der Bank. „Ich muss dabei stets konzentriert und für jede Sache vorbereitet sein, um schnell einzugreifen. Schließlich muss der Spieler schnellstmöglich wieder auf dem Parkett stehen. Im Notfall muss ich auch mal tackern oder spritzen.“ Nach dem Spiel behandelt der Physiotherapeut Verletzungen, legt Verbände an und ist für die Regeneration verantwortlich.
An der Mannschaft der Wölfe schätzt er vor allem den Respekt untereinander. „Jeder kennt seine Aufgaben, hat eine klare Position und man geht aufeinander zu. Das ist beispielhaft“, beschreibt der 44-Jährige seine Eindrücke. Am Basketball gefallen Jens Neumann nicht nur die Stimmung und familiäre Atmosphäre sondern auch die Anerkennung, was man leistet. „Die Arbeit wird einfach mehr geschätzt“, gibt er zu verstehen.
Allerdings hat er nicht nur positive Erinnerungen: „In einigen Bundesligastädten sind wir als ostdeutsche Mannschaft von Zuschauern beschimpft worden. So etwas nehme ich mir an und bin dann oftmals auch missmutig.“ Aber er ist stolz, dass der MBC bei einem nur geringen Etat viel Erfolg hat und aus wenigen Möglichkeiten viel macht. „Bemerkenswert für mich sind auch die Fans. Es ist Wahnsinn, was die immer für eine Stimmung machen und dass sie auch zu Auswärtsspielen weit reisen, nur um uns zu unterstützen“, erzählt er mit Bewunderung. So war es für ihn auch selbstverständlich, dem Fanclub „Das Rudel“ neue Trommelfelle zu finanzieren, als die alten abgenutzt waren.
„Die schönsten Momente mit dem MBC waren der Europapokalsieg 2004 und der Aufstieg in die Beko BBL 2009“, erinnert er sich zurück an diese unvergesslichen Ereignisse. Jens Neumann pflegt auch Kontakte zu ehemaligen Spielern, so nennt er beispielsweise Sebastian Machowski (Head Coach New Yorker Phantoms Braunschweig) und Stephen Arigbabu (Maroussi Athen). Neben den Weißenfelser Basketballern betreut der Sportphysiotherapeut auch die Fußballer des Halleschen FC in der Regionalliga. Zahlreiche Trikots bekannter Sportler, die er behandelte, schmücken seine Praxis. Zu jedem dieser Jerseys hat er eine besondere Verbindung und Geschichte zu erzählen.
Wenn der gebürtige Hallenser etwas Freizeit hat, spielt er gern selber Fußball und Tennis oder beschäftigt sich mit Taekwondo, einer koreanischen Kampfsportart. „Da kann ich mal etwas abschalten“, sagt er und betont aber gleichzeitig: „Ich muss aber immer erreichbar sein, selbst im Urlaub.“ Die Frage, ob er noch Ziele für seine Zukunft hat, beantwortet er mit einem Atemzug: „Zu aller erst wünsche ich mir Gesundheit für meine Familie, meine Freunde und mich. Natürlich will ich mit dem MBC in den nächsten Jahren die erste Liga halten und mit dem HFC aufsteigen. Mein großer Traum ist es zudem, einmal Athleten bei einer Sommer-Olympiade zu betreuen.“ Die nötige Lizenz und umfangreiche Erfahrungen dazu hat er jedenfalls.

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