Anfangs sah es dabei alles andere als nach einem Erfolg aus. Man merkte den Jung-Wölfen die lange Anreise und die Nervosität in jeder Sekunde an. Die Folge waren viele unnötige Ballverluste und individuelle Fehler in der Verteidigung. Kiel konnte so immer wieder zum Korb ziehen und wurde meist durch unnötige Fouls an die Linie geschickt. „Da haben wir ganz schlecht ausgesehen. Wir waren ohne jegliches Selbstvertrauen und bauten den Gegner komplett auf. Das war schon erschreckend, aber eben auch alles von uns produziert“, fasste Wölfe-Coach Steinwerth anschließend die verkorkste erste Hälfte zusammen. Allein Rick Michael hielt mit zwei erfolgreichen Dreiern das Spiel noch im erträglichen Rahmen. Kiel ging mit einem scheinbar sicheren 46:31 in die Kabine, aber der MBC war noch nicht geschlagen.
Das machte dann die Halbzeitansprache auch deutlich. „Ich habe noch einmal alle unsere Fehler aufgezeigt, um klar zu machen, dass wir die ‚nur‘ abstellen müssen. Der Gegner war nicht erheblich besser, aber wir erheblich schlechter als bisher schon gezeigt“, so Steinwerth zum Leistungswandel.
Die Ansprache zeigte Wirkung und sollte die Initialzündung für die Wende in diesem Spiel werden. Endlich traten die Wölfe mit mehr Mut auf und attackierten immer wieder den Kieler Korb. Diszipliniert spielte man die Vorteile unter dem Korb aus und gab Philipp Teichert den Ball. Der rechtfertigte das Vertrauen seiner Mitspieler mit dem Topwert von 31 Punkten und 9 Rebounds. Defensiv stellte der MBC die vielen „dummen“ Fehler ab und erlaubte kaum noch freie Würfe. Auch an die Linie kam Kiel in Abschnitt drei kein einziges Mal mehr, was ebenfalls für die gewachsene taktische Disziplin spricht. Mit dem Resultat, dass beim Spielstand von 56:56 nach dem dritten Viertel noch alles möglich war.
Auch den folgenden kleinen Run der Kieler konterten die Jungwölfe mit dem neuen Selbstbewusstsein und übernahmen beim 66:64 (36.) erstmals die Führung. Jetzt war wieder „Teichert-Zeit“ und der Topscorer der Partie erzielte wichtige sechs Punkte in Folge. Das 72:68 aus Wölfe-Sicht schien bei noch einer Minute Spielzeit auszureichen, aber Kiel bekam noch einmal eine Chance und punktete.
Mit nur noch 40 Sekunden ging Richard Wache an die Linie und verwandelte einen Freiwurf zum 73:70. Damit konnten die Gäste foulen, ohne Gefahr zu laufen, das Spiel abzugeben. Kiel verwandelte zum 73:72. Einwurf Mittellinie für den MBC, der perfekt ausgeführt wieder Teichert in Szene setzte. Er behielt die Nerven und netzte zum 75:72 ein. Eine letzte gute Defense reichte um den Sieg zu sichern. Kiel bekam nur einen schweren Dreier und foulte abschließend Ricardo Thomas, der den Schlusspunkt zum 76:72-Sieg erzielte.
„Auch wenn zwei Spieler besonders in der Offensive auffielen: Ein wahrer Teamerfolg, denn ohne die Defense von Büttner, Wendt, Wache und Co. oder den starken Spielaufbau von Ballhausen, wäre hier nichts drin gewesen“, rückt der MBC-Coach den Erfolg ins rechte Licht.
MBC: Teichert (31 Punkte), Michael (21), Ballhausen (8), Thomas (5), Büttner (3), Streblow (3), Lebe (2), Wendt (2), Wache (1), Kollmann, Peucker