Geissler seit zehn Jahren Geschäftsführer

33 Jahre alt und bereits seit zehn Jahren Geschäftsführer des Mitteldeutschen Basketball Clubs. Martin Geissler, der seit zwei Jahren auch Gesellschafter der Spielbetriebsgesellschaft Mitteldeutsche Basketball Marketing GmbH ist, begeht das Jubiläum genau zwischen zwei Punktspielen des MBC in der easyCredit Basketball Bundesliga am Sonnabend. Freitagabend haben die Wölfe ein Heimspiel gegen Gießen und am Sonntag eine Auswärtspartie in Oldenburg. „Mit 33 Jahren Geschäftsführer eines Profi-Sportvereins zu sein, das ist eigentlich schon unglaublich. Ich war es schon mit 23. Also bin ich vor allem dankbar dafür, dass ich diese Chance damals bekommen habe“, sagt er.

Martin Geissler als Gesprächspartner am Mikrofon von Telekomsport. Foto: Andreas Bez

Wer das seit zehn Jahren macht, der hat Höhen und Tiefen durchlebt, Erfolge und Misserfolge, aber keinen, um auf den Gedanken zu kommen, das Handtuch zu werfen. Das liegt vor allem auch daran, weil Geissler von Beginn an akzeptiert hat, dass die Möglichkeiten des MBC begrenzt sind. „Damit muss ich umgehen können ebenso mit Niederlagen, auch wenn es mal eine ganze Serie davon gibt“, sagt Geissler. Aber egal, wie die Zeiten waren, er habe immer das Vertrauen gespürt, das es seitens des Clubs gegeben hat. Das war es wohl auch, was ihn in einer der traurigsten Stunden des MBC ziemlich schnell den Kopf wieder nach oben nehmen ließ.

Zwei Jahre ist es her, als Geissler mit 3000 Zuschauern in der Stadthalle am Ende des eigenen und gewonnenen Spiels gegen Bayreuth wie gebannt auf die Videowand schaute und mit ansehen musste, wie Göttingen gegen Würzburg gewann und damit den Abstieg des MBC besiegelte. Bei Punktgleichheit mit Göttingen und Bremerhaven sprachen die direkten Vergleiche gegen den MBC. Geissler hat geschluckt und fast im selben Atemzug gegenüber den Fans verkündet: „Wir kommen wieder.“ Ein Jahr später stand der MBC im Finale der 2. Bundesliga ProA, wurde Meister und stieg direkt wieder auf. „Das haben wir schon zweimal geschafft, direkt nach einem Jahr wieder erstklassig zu sein“, sagt der Geschäftsführer. Hervorhebenswert ist das deswegen, weil das bislang keinem anderen Absteiger gelungen ist. Das sind dann die Glückmomente, die den weniger angenehmen gegenüberstehen. Und jene Spiele, in denen dem MBC Überraschendes gelang. Zum Beispiel der Sieg gegen die nahezu unschlagbar scheinenden Albatrosse aus Berlin in der Saison 2009/2010 oder in der Spielzeit 2015/16 der 93:90-Coup gegen die übermächtigen Bayern. „Das gehört zu meinen schönsten Erinnerungen“, sagt Geissler rückblickend.

Dass er mal Karriere in einem Profiverein machen würde, war Geissler nicht in die Wiege gelegt. Selbst gespielt hat er nur im Schulteam am Weißenfelser Goethegymnasium. Wirklich in Berührung mit dem Basketball kam er eher zufällig. 1999 ging der damals 14-Jährige einfach mal so zum letzten Saisonspiel in die Westhalle. Weißenfels, damals noch SSV Hagebau, stand vor dem Aufstieg in die erste Liga, konnte sich sogar eine knappe Niederlage gegen Lich leisten, verlor aber zu hoch und der Traum war geplatzt. „Ich konnte damals gar nicht verstehen, dass es Tränen bei den Fans gab“, erinnert sich Geissler. Mittlerweil kann er das sehr gut.

Weißenfels stieg damals aufgrund des Rückzugs eines anderen Teams doch noch auf, und Geissler hatte Gefallen an der Sportart gefunden, so dass er Spielberichte für die Schülerzeitung schrieb, später auch für ein lokales Anzeigenblatt. Dem damaligen Sportdirektor Ingo Wolf blieb es vorbehalten, Martin Geissler enger an den Club zu binden. Als 17-jähriger Gymnasiast wurde er Pressesprecher. Den nächsten Schub gab es nach der Insolvenz des MBC 2004, als ihn der damalige Geschäftsführer und heutige Beiratssprecher Jörg Hexel als Teamchef ins Boot holte. Vier Jahre darauf folgte die Anstellung als Geschäftsführer. Hexel bezeichnet beide Entscheidungen als mutig, aber er habe sie auch nie bereut. „Martin Geissler großer Vorzug ist, dass er einerseits für den Club brennt, aber andererseits seinen Job professionell und realitätsnah macht. Von dieser Mischung profitiert der Club“, sagt Hexel.

Sein Abi sowie entsprechende Abschlüsse im Managementbereich holte sich Geissler berufsbegleitend. Obwohl sich der Etat von 700 000 Euro in seinem ersten Geschäftsführerjahr auf 2,2 Millionen Euro in der kommenden Saison verdreifacht hat, ist er immer einer der kleinsten in der Liga gewesen und momentan überhaupt der kleinste. „So aufs Geld schauen zu müssen, macht nicht immer Spaß“, sagt Geissler. Trotzdem hat der Klub stets gute Spieler verpflichten können, die den Fans seit 2009 sieben Erstligajahre beschert haben und drei ProA-Meisterschaften. Und wenn man mal abstieg, dann nie als abgeschlagener Saisonverlierer, sondern beide Male knapp, und jeweils ein Jahr später war der MBC wieder oben. „Wir waren trotz unserer begrenzten Möglichkeiten immer wettbewerbsfähig“, so Geissler

Die gute Bodenhaftung spiegelt sich ebenso in der Trainerfrage wider. Vier waren es mit Björn Harmsen, Silvano Poropat, Predrag Krunic und Igor Jovovic in den zehn Jahren, sieht man von der kurzen Interimslösung mit Anton Mirolybov 2011 ab. Keiner von ihnen ist gefeuert worden. Der Beziehung zwischen den jeweiligen Trainern und Geissler hat man immer nachgesagt, sie seien nicht allein professionell, sondern freundschaftlich gewesen. Poropat, der fast die Hälfte von Geisslers Geschäftsführertätigkeit sein Begleiter war, hält noch heute große Stücke auf ihn. „Unser Verhältnis begann geschäftlich-professionell und wurde zu einem freundschaftlichen“, sagt er. Obwohl Poropat heute fast 600 Kilometer entfernt im holländischen ‘s-Hertogenbosch arbeitet, gebe es immer noch einen regelmäßigen Kontakt, sagt der Trainer. „Martin ist sehr kompetent und immer loyal, für einen Trainer ist ein solcher Partner Gold wert.“

Und so ganz „nebenbei“ ist Geissler auch ein Familienmensch. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder. „Klar wäre ich gern öfter bei der Familie, aber zwischen August und April bleibt nicht viel Zeit.“ Manche Geburtstagsfeier oder auch familiäre Treffen zu Weihnachten hat er da schon verpasst. Geissler beklagt das nicht, aber er weiß es zu schätzen, dass die Familie seinen Job akzeptiert, wie er ist und ihm Halt gibt. „In der spielfreien Zeit im Sommer versuche ich dann natürlich so viel wie möglich mit meiner Frau und den Kindern zu unternehmen.“ Auf diesen in Kürze beginnenden Zeitabschnitt freut er sich jetzt schon.