Ein Blick auf die Beko BBL Play-Offs – Björn Harmsen und Sascha Leutloff stehen Rede und Antwort

In den Beko BBL Play-Offs jagt derzeit eine Überraschung die nächste. Die heißesten Meisterschaftsanwärter ALBA Berlin, Vorjahresmeister Oldenburg und Vizemeister Bonn erlebten bereits im Viertelfinale das vorzeitige Aus. Am vergangenen Freitag musste sich dann auch noch EuroChallenge-Gewinner MEG Göttingen in die Sommerpause verabschieden. Damit sind die erst- bis viertplatzierten Mannschaften der Hauptrunde bereits ausgeschieden. Angesichts dieser Entwicklungen befragten wir MBC-Kapitän Sascha Leutloff und Headcoach Björn Harmsen zum Verlauf der Meisterschaftsrunde, einem persönlichen Saisonfazit und der Fußball-WM.

Was sagt ihr zum bisherigen Verlauf der Play-Offs?
Björn: Das ist genau die Ausgeglichenheit, welche die Beko BBL immer erwähnt. In einer Serie „best of five“ haben die Mannschaften auch mehr Zeit zu zeigen, welche wirklich die bessere ist. In Spanien gibt es beispielsweise nur eine Serie „best of three“. Da kann es schnell passieren, dass der Favorit heraus gekickt wird. Der Saisonverlauf hat aber gezeigt, dass jeder jeden schlagen kann.

Sascha: Ich finde den Verlauf in dem Ausmaß wie er jetzt stattgefunden hat, auch sehr überraschend. Dass die Serien spannend werden, war mir von Anfang an klar, da ich alle acht Teams als sehr ausgeglichen und ebenbürtig empfinde. Aber dass der Heimvorteil keiner Mannschaft zum Vorteil wurde und alle schlechter platzierteren Teams weiterkommen, ist nun doch schon sehr verblüffend.

Auf wen habt ihr vor Beginn der Play-Offs getippt?
Björn: Ich habe natürlich schon auf die großen Favoriten gesetzt, aber Bamberg und Frankfurt fand ich ebenfalls sehr stark. Bamberg hat sich zu den Play-Offs hin immer besser entwickelt und Frankfurt ist nach dem Trainerwechsel auch schwerer ausrechenbar.

Sascha: Vor Beginn waren meine Favoriten ALBA und Bamberg.

Wer von den verbleibenden Mannschaften ist nun euer Favorit und welche Überraschungen könnte es noch geben?
Björn: Wie gesagt, Bamberg und Frankfurt sehe ich als sehr stark an. Die Serie Bamberg – Braunschweig ist für mich noch vollkommen offen. Im Endeffekt denke ich aber, dass Bamberg Meister wird.

Sascha: Bamberg ist von meinen Favoriten ja noch dabei, also glaube ich, dass sie das Rennen machen.

Habt ihr euch schon ein Play-Off-Spiel live angeschaut bzw. habt ihr es vor?
Björn: Bisher habe ich es leider noch nicht geschafft. Ich möchte mir aber schon gerne noch ein Spiel in Bamberg oder Braunschweig anschauen, das liegt am nächsten.

Sascha: Ich hab noch kein Spiel in der Halle angeschaut. Ich hatte vor, mir ein Finalspiel in Berlin anzugucken, doch dazu müsste ich jetzt wahrscheinlich nach Bamberg fahren.

Wie überrascht ward ihr über ALBAs frühes Ausscheiden?
Björn: Es hat mich natürlich sehr überrascht. ALBA gilt als Ligakrösus fast immer als großer Favorit, allerdings sind auch die Gegner alle doppelt motiviert. Durch die Mehrfachbelastung und die Verletzungen konnte ALBA Berlin zum Saisonende nicht mehr 100% Leistung bringen.

Sascha: Das Ausscheiden hat mich schon ein wenig überrascht, obwohl Frankfurt eine Mannschaft ist, gegen die ALBA fast schon traditionell Probleme hat. Nichtsdestotrotz dachte ich, dass die O2-World in den Play-Offs eine uneinnehmbare Festung ist. Ich finde es schade, weil ALBA für mich nominell die beste Mannschaft der Liga ist. Aber auf dem Feld hat mit Frankfurt die meiner Meinung nach hungrigere Mannschaft das Rennen gemacht.

Björn, vor einigen Wochen warst du beim Euroleague Final Four in Paris. Hast du nur zugeschaut oder dir auch Tipps der großen Trainer geholt?
Björn: Ich war nur Zuschauer. Man trifft aber natürlich auf viele Trainer, Agenten und Spieler, mit denen man ins Gespräch kommt. Die gesamte Atmosphäre hat mit sehr gefallen, die Spiele finden auf höchstem Niveau statt. Ich werde mich aber im Sommer bei mehreren Coach Clinics, u.a. im Juni in Barcelona und im Rahmen der U17-WM in Hamburg, wo auch Trainergrößen wie Ettore Messina vertreten sind, weiterbilden.

Welchem Team hast du dabei am Meisten die Daumen gedrückt?
Björn: Am Meisten gegönnt hätte ich die Euroleague-Meisterschaft Partizan Belgrad. Diese Mannschaft hat mit wenigen Mitteln tolles erreicht, denn ihnen steht nur ein Bruchteil des Etats zur Verfügung, wie den anderen Finalisten. Es dann unter Europas vier beste Teams zu schaffen, ist eine beachtliche Leitung. Außerdem spielen die Serben sehr strukturiert und man erkennt sehr deutlich die Handschrift des Trainers.

Sascha, dein ehemaliger Coach Henrik Rödl hat nach 17 Jahren ALBA Berlin verlassen und ist nun zum Cheftrainer in Trier ernannt worden. Was sagst du dazu?
Sascha: Ich finde Henrik hat den richtigen Schritt gemacht. Er hat in Trier einen längerfristigen Vertrag und kann sich somit in Ruhe ein Programm nach seinen Vorstellungen aufbauen. Ich denke es ist wichtig, dass er wieder Trainer einer Erstligamannschaft ist.

Wie habt ihr eure letzten Wochen seit dem Saisonende verbracht?
Björn: Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie und mit Freunden, denn das bleibt doch etwas auf der Strecke während der Saison. An den Wochenenden konnte ich auch mal wieder weggehen und überhaupt ist es schön, wieder alte Kontakte zu pflegen. Am vergangenen Wochenende war ich dann bei Sputnik Spring Break, weil ich großer Fanta-Vier-Fan bin.

Sascha: Ich war Zuhause mit meiner Freundin in Leipzig. Ich habe viel für die Uni gemacht, aber auch versucht abzuspannen und ein wenig den Basketballalltag aus der Saison zu vergessen, um neue Kräfte zu sammeln.

Wie sieht euer momentaner Tagesablauf aus?
Björn: Ich schlafe meist aus und danach schaue ich mir Spieler an bzw. bringe mich auf den neuesten Stand was Basketball betrifft. Nachmittags verbringe ich Zeit mit Familie und Freunden und abends schaue ich mir Basketballspiele an, NBA und Beko BBL. So langsam kribbelt es bei mir schon wieder und die neue Saison könnte ruhig bald wieder los gehen, wenn es nach mir ginge.

Sascha: Ich stehe früh auf, dann essen wir zusammen Frühstück. Vormittags bin ich unter der Woche in der Bibliothek. Wenn das Wetter jetzt so langsam besser wird, werde ich wohl viele Nachmittage im Park verbringen, was mir bis jetzt vergönnt war. Den Tag lasse ich dann meist mit einem Buch oder anderweitigen kulturellen Aktivitäten ausklingen.

Wie zufrieden seid ihr mit dem Abschneiden in der abgelaufenen Saison?
Björn: Ich bin äußerst zufrieden mit der Saison. Es ist eigentlich eine kleine Sensation, wenn man daran denkt, dass wir einen so kleinen Etat haben und wir fast nur unbekannte Spieler verpflichtet haben. Wir hatten keinen Star-Spieler, unsere Erfolgsgaranten hießen Ausgeglichenheit und Intensität. Das Ganze hat natürlich enorm viel Anstrengung und Arbeit gekostet.

Sascha: Meine Saison war persönlich eine kleine Berg-und Talfahrt, wie aber auch die der ganzen Mannschaft. Meine Rolle hat sich im Vergleich zu den letzten zwei Jahren verändert, woran ich mich erst gewöhnen musste. Trotzdem finde ich, dass die Saison positiv verlaufen ist und ich sowohl meine Rolle im Saisonverlauf gefestigt habe als auch das Gefühl hatte, wichtiger Teil der Mannschaft zu sein. Resümierend muss ich sagen, dass die Saison sehr erfolgreich war. Wir hatten früh unser gesetztes Ziel mit dem Nichtabstieg erreicht und bis zuletzt eine realistische Chance, uns noch für die Play-Offs zu qualifizieren. Jetzt ist es wichtig, gut weiterzuarbeiten, damit wir nächstes Jahr diesen Erfolg bestätigen können.

Werdet ihr euch auch die in zwei Wochen beginnende Fußball-WM anschauen?
Björn: Ja ich werde mir die WM auf jeden Fall anschauen, wenn auch nicht so intensiv. Ich finde die Euphorie immer sehr beeindruckend und wie diese eine ganze Nation verbindet. Mich interessieren aber eher das Drumherum und die Taktiken der Mannschaften. Ich drücke Deutschland aber in jedem Fall die Daumen.

Sascha: Ich denke schon. Wie gesagt, bei gutem Wetter bin ich gern im Park. Und Public-Viewing gibt’s bestimmt auch in Leipzig…

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