Das Basketball-Trio

„Wir haben eine ganze Menge geschafft, sind aber noch kein komplettes Team“. Marcus Brambora, Cheftrainer der U-16 Mannschaft der Mitteldeutschen Basketball Academy (MBA) hatte zu Saisonbeginn eine nahezu neue Mannschaft in Schwung bringen müssen, um mit ihr in der Jugend Basketball Bundesliga (JBBL) bestehen zu können. Die Jungs, die er im Aufgebot hat, kommen aus verschiedenen Vereinen, wohnen zum Teil ein ganzes Stück von Weißenfels entfernt. Wie ihre Wege sind, wie sie sich zusammenfinden, darüber erzählen als Beispiel für alle in der Mannschaft Jean-Luca Ewald, Anton Rose und Nikola Pizula.

Anton Rose, Jean-Luca Ewald und Nikola Pizula (v. l.) gehören zur U-16-Bundesligamannschaft. Foto: MBC/Birger Zentner

Anton gehörte zwar schon in der Vorsaison zum Kader der JBBL-Mannschaft, aber seine Rolle änderte sich gravierend. War er 2018/19 noch der Backup auf der Centerposition, musste er nach diversen Abgängen aus dem Team und aufgrund seiner eigenen Leistungsentwicklung nun mehr Verantwortung übernehmen. „Ich spiele jetzt bis zu 25 Minuten pro Spiel.“ Das bedeutet für den 15 Jahre alten und 1,98 Meter großen Spieler, härter an der Fitness zu arbeiten, aber auch die neue Rolle im Kopf zu verarbeiten. „Er hat im vorigen Jahr mental den richtigen Punkt erreicht, so dass er die Verantwortung auch übernehmen kann“, sagt Brambora über seinen Schützling. Das gilt für Anton nicht nur im Spiel, sondern auch im Training. „Ich kannte die Mannschaft schon aus dem Vorjahr, da fiel mir auch die Aufgabe zu, den jüngeren und den neuen Teammitgliedern zu helfen, sich hineinzufinden“, sagt er. Der Hallenser fand den Weg zum Basketball in der dritten Klasse über die Schul-AG, ehe er zwei Jahre später zum BBC Halle kam. Vor zwei Jahren hat ihn Mario Leuschner, der Nachwuchsleiter im MBC e.V., dort entdeckt und zum MBC beziehungsweise zur MBA gelotst, wo er erst einmal in der Landesliga U 16 spielte. Der heutige sportliche Leiter der MBA Pit Lüschper hat ihn dann für die JBBL geholt.

Etwa in der Rolle wie Anton im vorigen Jahr, ist nun sein Centerkollege Nikola. Der ebenfalls 15 Jahre alte Spieler hat die ersten Basketballschritte in der Schul-AG und dann beim BC Anhalt in Dessau gemacht. Schon vor der Saison 2018/19 hat er sich bei einem Probetraining beim MBC vorgestellt. „Aber da war ich noch nicht so weit, um die Herausforderung anzunehmen“, sagt er. Als seine Familie dann im vorigen Jahr nach Taucha, nordöstlich von Leipzig, zog und er weiter Basketball spielen wollte, versuchte es Nikola erneut bei der MBA und kam an. „Er hatte körperlich einen ordentlichen Sprung gemacht“, erklärt Brambora. Wie Anton geht Nikola jetzt in die zehnte Klasse, allerdings am Tauchaer Geschwister-Scholl-Gymnasium. Anton besucht das hallesche Südstadtgymnasium. Beide eint, dass sie nicht nur die sportliche Herausforderung meistern wollen. Sie schauen schon voraus. „Wir wollen auch ein gutes Abitur machen“, sagen sie unisono.

Jean-Luca geht erst in die achte Klasse an der Sportschule in Halle. Als Neunjähriger war er eher zufällig auf einem Basketballplatz, als ihm Basketballtrainer Michael Schröder dort einen Flyer in die Hand drückte. „So kam ich dann zum BBC Halle“, erzählt er. Während sich die beiden Center mittlerweile dem SSV Einheit Weißenfels angeschlossen haben und zusätzlich zu den JBBL-Aufgaben in Landesligateams spielen, kommt Jean-Luca, der als Point Guard und Shooting Guard spielen kann, regelmäßig zu Einsätzen beim BBC.  Der 1,77 Meter große Junge sagt: „Ich habe in beiden Vereinen Freunde gefunden, so dass wir nicht nur zusammen spielen, sondern wir uns auch regelmäßig treffen.“ Seiner Meinung nach ist das ein wichtiges Puzzlestück, damit Teams zusammenwachsen. Dass in seinem Heimatverein und in der U 16 der MBA unterschiedliche Spielsysteme Anwendung finden, sieht er nicht als Problem, auch wenn die im JBBL-Team komplizierter sind. „Im Bundesligateam trainieren wir auch Neues, arbeiten mit wechselnden Spielzügen, was die Jungs kaum oder gar nicht kennen, wenn sie zu uns kommen“, erklärt der Trainer.

Bis das alles sitzt, vergeht Zeit, die die Mannschaften in der Bundesliga eigentlich gar nicht haben. Was wohl auch eine Ursache dafür ist, dass die MBA-U-16 die Hauptrunde der JBBL knapp verpasst hat. Dafür spielt sie im Moment in der Relegationsrunde eine gute Rolle mit besten Chancen, den Klassenerhalt zu schaffen.

Dass die drei Jungs ebenso wie die anderen Teammitglieder zusammenkommen können, ist nicht zuletzt einem großen Engagement der Eltern zu danken. Vor allem gehört dazu, sie regelmäßig zum Training und zum Spiel zu bringen. „Ich fahre oft mit der Bahn von Taucha nach Weißenfels, aber meist spielt das Elterntaxi eine Rolle“, erzählt Nikola. Ein kleiner Glücksumstand ist, dass sein Mannschaftskamerad Carl Moritz Otto, der den USV Leipzig als Heimatverein hat, im östlich von Leipzig gelegenen Naunhof zu Hause ist, was von Taucha gerade mal 20 Kilometer entfernt liegt. „Unsere Eltern wechseln sich daher oft ab, um uns zum Training zu bringen“, sagt Nikola.  „Dienstag, Mittwoch, Freitag, Wochenende – das ist vor allem für meine Mutter nicht so einfach, uns beim Transport zu helfen“, sagt der Spieler, der das Elternengagement durchaus zu schätzen weiß und dafür dankbar ist.

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