Basketball-Enthusiast aus Apulien

Yuri Dimitri liebt Basketball. Und er liebt ambitionierte Projekte. Bei der Mitteldeutschen Basketball Academy (MBA) fühlt sich der Italiener prächtig aufgehoben. Der neue Coach der U19 bringt Begeisterung mit und will mit einem jungen Team den Klassenerhalt in der U19 Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) schaffen.

Der Italiener Yuri Dimitri kann stundenlang über Basketball philosophieren. Am liebsten aber steht er in der Halle. Mit der U19 der MBA strebt er den Klassenerhalt in der NBBL an. Foto: MBA/Schaarschmidt

Yuri Dimitri lacht, als er die Frage hört. „Alle wollen das von mir wissen“, sagt er. „Aber nein, ich habe keine russischen Wurzeln.“ Dimitri ist Italiener, aufgewachsen in der malerischen Region Apulien, die Sporn und Absatz des italienischen Stiefels bildet. Apulien ist bekannt für seine kulinarische Vielfalt, den Weinanbau und naturbelassene Strände. Basketball, sollte man meinen, spielt hier keine große Rolle. Nicht so für Dimitri.

Er war 14, als er der schönsten Sportart der Welt mit Haut und Haaren verfiel. Fünf Jahre lang spielte er selbst leidenschaftlich Basketball – in Putignano, Castellana, Massafra und schließlich in Fasano. Alles Kleinstädte in Apulien, in denen große Träume gediehen. „Irgendwann merkte ich aber, dass es für eine Profikarriere nicht reichen würde. Ich hatte auch immer wieder mit Verletzungen zu tun. Also entwickelte ich die Idee, Basketballtrainer zu werden.“ Dimitri war damals 19 Jahre jung, nichts konnte ihn von seiner großen Passion abbringen, für sie würde er durch Wände laufen. In der apulischen Hauptstadt Bari sammelte er erste Erfahrungen als Jugendtrainer, ehe er im Jahr 2018 beim damaligen Zweitligisten Basket Rosmini Domodossola als Assistenztrainer anheuerte – über 1000 Kilometer von seiner Heimat entfernt. „Das war für mich nicht nur deshalb wichtig, weil ich erstmals einen Einblick in den Profibasketball erhielt, sondern auch, weil ich dort meine italienischen Trainerlizenzen erwerben konnte.“

Dimitri ist wissbegierig, neue Informationen saugt er wie ein Schwamm auf. Deshalb stand für ihn auch früh fest, dass er Erfahrungen im Ausland sammeln will, um neue Perspektiven zu erhalten und als Trainer wachsen zu können. Dass er in Italien neben Literatur, einer weiteren großen Leidenschaft von ihm, auch Fremdsprachen studierte, ist kein Zufall. Dimitri wollte für einen Wechsel ins Ausland gewappnet sein. Und die Chance kam schneller, als er es erwartet hätte. „Davide Tortorelli, einer meiner besten Freunde, leitet beim MTV Stuttgart die Basketball-Akademie. Eines Tages teilte er mir mit, dass es eine Gelegenheit in Crailsheim für mich geben könnte.“ Nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch wechselte Dimitri im Sommer 2019 ins Nachwuchsprogramm des Bundesligisten Crailsheim Merlins, wo er fortan die U16 in der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL) betreute, aber auch mit den BBL-Coaches Tuomas Iisalo und Sebastian Gleim zusammenarbeitete. „Das war eine wunderbare Möglichkeit für mich“, sagt er, „ich habe von beiden unglaublich viel lernen können.“ Wenn Dimitri von der „bislang besten Entscheidung meines Lebens“ spricht, meint er aber nicht nur das Sportliche, sondern auch das Private. In Crailsheim lernte er seine heutige Verlobte kennen.

Mit ihr und dem einjährigen Nachwuchs lebt er mittlerweile in Halle. Über MBA-Sportdirektor Werner Gorsky war der Kontakt zur MBA entstanden. „Wir hatten gute Gespräche, und ich hatte schnell den Eindruck, dass das hier ein tolles, ambitioniertes Projekt ist.“ Nach der Ausgliederung in eine gemeinnützige GmbH steht die MBA mittlerweile auf eigenen Füßen und soll zu einem Leuchtturm des leistungsorientierten Nachwuchsbasketballs in Mitteldeutschland werden. „Planung und Organisation sind hier auf einem ganz anderen Niveau als in Italien. Dort gibt es gar nicht erst diese Strukturen im Nachwuchsbereich wie in Deutschland“, sagt Dimitri, der nicht nur das NBBL-Team trainieren wird, sondern auch als Assistent für Chris Schreiber beim MBC-Kooperationspartner BSW Sixers in der ProB fungieren wird.

Bei der Ausbildung der Basketball-Talente, das stellte der 31-Jährige bereits in Crailsheim fest, spielen in Deutschland Tempo und Körperlichkeit eine größere Rolle als in Italien. Dimitri, der seine erfolgreichen Landsmänner Ettore Messina (Olimpia Milano), Andrea Trinchieri (Bayern München) und Sergio Scariolo (Virtus Bologna), der jüngst auch die spanische Nationalmannschaft als Trainer zum EM-Titel führte, als große Vorbilder nennt, will einen modernen Stil mit klassischen Elementen vermählen. Aber vor allem will er mit seiner Begeisterung anstecken. „Ich kann einfach nicht aufhören, Basketball zu schauen“, gibt er zu.