Nachwuchstrainerin aus Leidenschaft

Es war ein ereignisreicher Sommer bei der Mitteldeutschen Basketball Academy (MBA). Immerhin galt es, nicht nur den gegenwärtigen Herausforderungen gerecht zu werden, sondern eine nachhaltige Zukunftsperspektive zu schaffen. Dazu gehört auch die Aufnahme der JUNIOR-LIONS ACADEMY aus Halle in die MBA-Familie. Damit ist die MBA künftig auch in der Weiblichen U18 Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (WNBL) vertreten. Angeführt wird das neue Team von Trainerin Sandra Rosanke, die nicht nur eine Reputation als ausgewiesene Basketball-Kennerin besitzt, sondern auch in der Region verwurzelt ist.

In den vergangenen beiden Spielzeiten war Sandra Rosanke Co-Trainerin bei den GISA LIONS in Halle und stand interimsweise sogar in hauptverantwortlicher Rolle an der Seitenlinie. In der kommenden Saison gilt ihre Konzentration der MBA in der Weiblichen U18 Nachwuchs-Basketball-Bundesliga. Foto: GISA Lions Halle

Rosanke kramt auf dem Dachboden ihrer Erinnerungen, dann hält sie inne, als könne sie gar nicht glauben, welche Entdeckung sie gerade gemacht habe. „Das war 1999“, sagt sie. „Tatsächlich.“ Damals legte sie auf dem Sportgymnasium in Halle ihr Abitur ab. Schon im vergangenen Jahrhundert hatte Basketball also ihr Leben bestimmt. Mit 13 fing sie an zu spielen, mit 17 schlüpfte sie erstmals in die Rolle als Trainerin und blieb dabei. Bis heute. Rosanke ist erst 41, aber die Erfahrungen, die sie mit dem Basketball gesammelt hat, würden schon jetzt für ein ganzes Leben reichen.

Als Spielerin war sie einst selbst U20-Meisterin geworden, es ist die schönste Erinnerung an ihre aktive Zeit. Auch deshalb sah sie ihre Berufung darin, im Nachwuchsbereich zu arbeiten, dort, wo die Entwicklungssprünge am größten und die Zukunft noch ein weißes Blatt Papier ist. Rosanke vermittelte ihr Wissen an Sportschülerinnen, betreute die Auswahlmannschaften des Basketball-Verbandes Sachsen-Anhalt (BVSA) am Standort Halle und zeichnete über sechs Jahre als Trainerin der JUNIOR-LIONS in der WNBL verantwortlich. Mit dem goldenen 1999er-Jahrgang gewann sie 2016 die deutsche Vizemeisterschaft. Laura Schinkel, damals eine der großen Protagonistinnen, zählt heute zum Kern der Bundesliga-Mannschaft des GISA LIONS MBC.

„In den Profibereich“, sagt Rosanke, „wollte ich eigentlich nie.“ Weil es dort aber an Personal mangelt und Rosanke nicht nur Kompetenz, sondern auch Loyalität mitbringt, ließ sich die passionierte Nachwuchstrainerin überreden, zusätzlich bei den GISA LIONS SV Halle aus der Damen-Basketball-Bundesliga (DBBL) ab der Saison 2020/21 die Position der Co-Trainerin zu übernehmen. Rosanke sucht nicht das Rampenlicht, doch in jener Saison suchte das Rampenlicht sie. Als sich der Klub im Februar 2021 von Cheftrainer Peter Kortmann trennte, sprang – natürlich – Rosanke ein und führte das Team in hauptverantwortlicher Position noch in die Playoffs. In der zurückliegenden Spielzeit trat sie wieder in die zweite Reihe zurück und assistierte der neuen Cheftrainerin Katerina Hatzidaki.

Dass sie in der anstehenden Saison das WNBL-Team coacht, ist für sie kein Rückschritt, sondern eine Rückkehr an ihren Bestimmungsort. Mit dem Unterschied, dass sich mittlerweile ganz neue Perspektiven aufgetan haben. Als Teil der MBA erhält der leistungsorientierte weibliche Nachwuchs-Basketball in Sachsen-Anhalt eine prominentere Bühne, von der aus neue Höhen erklommen werden sollen. Die MBA ist neben Alba Berlin die einzige Organisation in Deutschland, die gleichzeitig in JBBL, NBBL und WNBL vertreten ist und seinen Nachwuchsakteuren ein Sprungbrett in die Bundesliga (SYNTAINICS MBC, GISA LIONS MBC) bietet. Schon jetzt hat Rosanke eine „professionellere Arbeitsweise“ festgestellt, doch um das Potenzial, das die MBA bietet, nutzen zu können, müsse noch einiges passieren. „Es gibt aktuell nur sehr wenige Programme für weiblichen Nachwuchs-Basketball in Sachsen-Anhalt“, bedauert sie.

Von daher wundert es auch nicht, dass das WNBL-Team in der extrem stark besetzten Nordost-Gruppe vorerst auf die Rolle des Außenseiters festgenagelt ist. Wichtig ist für Rosanke vor allem, dass ihr Team eine unverwechselbare Identität entwickelt: „Mich interessiert vor allem die Verteidigung.“ Defensive, sagt man, ist auch Einstellungssache. Rosanke duldet keine Nonchalance. „Ich bin sehr konsequent“, sagt sie. Hauptziel ihrer Arbeit sei es, Spielerinnen für die Bundesliga-Mannschaft und die DBB-Auswahlteams zu entwickeln. Taktisch orientiert sich das WNBL-Team deshalb auch am GISA LIONS MBC, wo Hatzidaki ebenfalls großen Wert auf die Defensive und strukturierten Basketball in der Offensive legt. Im besten Fall sieht man das bereits am 9. Oktober. Dann feiert die MBA gegen den BBC Osnabrück ihr Debüt in der WNBL.