Der Mitteldeutsche Basketball Club musste am Samstagabend die erste Niederlage der laufenden Spielzeit einstecken. 1350 Fans waren in die Werner-Seelenbinder-Halle in Jena gekommen, darunter rund 200 MBC-Fans, die gekommen waren um die Wölfe im Ostderby gegen Science City Jena anzufeuern. Die Begegnung mit den Universitätsstädtern übertraf bei Weitem das Maß an emotionalen Höhen und Tiefen, die man in einem Derby erwarten kann. Das Spiel war über 40 Minuten hart umkämpft, im Schlussviertel fand dieser Verlauf seinen emotionalen Höhepunkt. Schon zu Spielanfang hatten die Wölfe Schwierigkeiten, ihren Rhythmus zu finden. Darius Hargrove eröffnete die Partie mit zwei Bonuswürfen nach einem Foul von Jeremy Black, Kenny Barker antwortete eine Minute später auf der Gegenseite mit einem Korbleger. Von Beginn an hatten Sachsen-Anhalter Probleme, sich im Rebounding gegen die Hausherren durchzusetzen und auch von außen kamen die Mitteldeutschen kaum zum Zug. Nach drei Minuten lagen die Wölfe mit vier Punkten vorn, kurz darauf glich jedoch Wirbelwind Kenny Barker aus. Die Gäste konnten sich immer wieder absetzen, doch durch Lücken in der Verteidigung kamen die Jenaer immer wieder ran. Zum Viertelende setzten sich die Gastgeber durch und so ging es mit einem 19:20-Rückstand für den MBC in den zweiten Spielabschnitt. Zwar setzten Phillipp Heyden mit einem Dunk samt Bonuswurf ein Ausrufezeichen, doch weiterhin agierten die Wölfe nicht bissig genug und spielten nervös. In der 16. Spielminute stand Robert Huelsewede völlig frei an der Dreierlinie und lochte den Ball zum 28:28-Ausgleich ein. Danach konnten sich die Mitteldeutschen mit acht Zählern absetzen, die Thüringer waren aber einfach nicht abzuschütteln. Erneut kamen sie heran und beim Stand von 40:36 ging es in die Halbzeitpause.
Nach dem Seitenwechsel wirkten die Wölfe zunächst konzentrierter, eröffneten die Spielhälfte mit zwei Bonuswürfen von Darius Hargrove, woraufhin Marcus Smallwood gleich einen Korbleger nachlegte. Es folgte die erste hitzige Phase, die Jeremy Black eiskalt ausnutzt und die Gastgeber zum 43:46 heran brachte. Nach zwei Distanztreffern in Folge von Hördur Vilhjalmsson zur Viertelmitte zogen die Mitteldeutschen mit neun Punkten davon. Doch es kam erneut zu einer emotionsgeladenen und foulintensiven Phase, in der die Wölfe ihre erfolgreiche Linie wieder verloren. Es herrschte teils Durcheinander unterm Korb, bei dem ein Ballverlust und vergebener Korb den nächsten jagte. Mit 54:51 ging es mit knappem Vorsprung für die Gäste in die finalen zehn Spielminuten. Phillipp Heyden räumte gleich den ersten Wurfversuch von Tyler Kepkay ab und verhinderte so Jenaer Punkte. Mit einem And One glich Jeremy Black in der 32. Minute zum 54:54 aus, danach durfte Arizona Reid nach einem Unsportlichen Foul von Kenny Barker an die Linie und verbuchte so wichtige Punkte. Mitte des Viertels holte Tyler Kepkay die Führung für die Jenaer zurück, wenig später kassierte Marcus Smallwood sein fünftes Foul und musste das Parkett verlassen. Angesichts des Rückstands zeigten die Wölfe an der Freiwurflinie Nerven. Zwei Minuten vor Schluss kochten die Emotionen dann endgültig über. Steve Wachalski verbuchte einen immens wichtigen Korbleger, der jedoch von den Unparteiischen als Schrittfehler gewertet wurde, der Korb zählte nicht. Im ersten Moment ging die Bank von einem erfolgreichen Korbleger mit Foul aus, doch die Freude schlug schnell in Enttäuschung um. Das fallen lassen der Arme werteten die Schiedsrichter als „Abwinken“ und gaben der Bank ohne jegliche Vorwarnung ein Technisches Foul. Wenige Sekunden später die nächste strittige Situation. Malte Schwarz sollte den Ball einwerfen und die Referees entschieden auf 5-Sekunden, Schwarz habe den Ball in diesem Zeitraum nicht ins Spiel gebracht. Darüber beschwerte sich Silvano Poropat lauthals und erhielt dafür ein Technisches Foul gegen sich. Die Schiedsrichter forderten den Cheftrainer auf die Halle zu verlassen. Jedoch wurde bis dahin lediglich ein Technisches Foul gegen die Bank und ein Technisches Foul gegen den Trainer verhängt – also keine Grundlage um den Trainer der Halle zu verweisen. Dafür wären zwei Fouls gegen den Coach notwendig oder ein Coach-Foul und zwei Bank-Fouls. Erst nach Protest durch den MBC wurde Silvano Poropat zurück in die Halle gelassen, bei 53 verbleibenden Sekunden. Die Jenaer waren zu diesem Zeitpunkt mit 70:64 in Front. Vor den zwei Technischen Fouls war das Spiel mit 65:64 für Jena noch knapp. Zwar verbuchte Malte Schwarz noch einen Dreier, musste aber gleich danach mit dem fünften Foul auf die Bank, Hördur Vilhjalmsson folgte Sekunden später. Der MBC kassierte nach diesem hitzigen Spiel die erste Saisonniederlage.
„Gratulation an Jena zu dem am Ende verdienten Sieg. Jena hat super gekämpft und viel investiert. Dennoch ist es für uns nicht akzeptabel, wenn wir als Team stets fair und respektvoll in der Halle sind und die Schiedsrichter anderthalb Minuten vor Spielende die Partie mit diesen Pfiffen entscheiden. Emotionen gehören zum Basketball und insbesondere zu Derbys dazu, sie sind ein wichtiger Teil des Sports. Für eine kleine gezeigte Emotion 1.40 Minuten vor Spielende bekommen wir ein Technisches Foul. Ich hoffe sehr, dass die Schiedsrichter in Zukunft das Spiel nicht mehr anhand solcher emotionaler Situationen entscheiden und damit unsere Arbeit und unsere Investitionen in diese Saison angreifen. Jetzt ist die Liga gefordert, die Richtlinien der Schiedsrichter zu hinterfragen und zu checken ob diese unserem Sport nicht eher schaden. Denn nicht nur gegen uns wurden schon vorher Technische Fouls unbegründet gepfiffen, auch andere Teams haben darunter zu leiden, das bringt keinen weiter“, zeigt sich Silvano Poropat nach dem Spiel sichtlich angefressen.
MBC: Smallwood (9), Schwarz (3), Hargrove (8), Huelsewede (3), Vilhjalmsson (22), Leutloff (9), Heyden (6), Wachalski (2), Reid (7), Oakes.
Science City Jena: Kepkay (5), Reyes-Napoles (2), Schwartz (5), Adams (6), Black (15), Barker (28), Roquette (8), Vierneisel (7), Albrecht, Voigtmann, Krumbeck.