MBC-Talente spielen sich ins Rampenlicht

Man kann die lauten Rufe schon von weitem hören, das Quietschen der Schuhe und das dumpfe Geräusch des Basketballs auf dem harten Hallenboden. Die Turnhalle Schlossgarten mag zuvorderst ein schmuckloser Zweckbau sein, doch in ihrem Inneren ist sie ein Hort der Träume.

Dieses Bild zeigt Ben Reinhardt (links) bei einem Spiel der Central European Youth Basketball League (CEYBL) im Februar des vergangenen Jahres. Seitdem hat sich Reinhardt exzellent weiterentwickelt und schaffte nun den Sprung in die mitteldeutsche Auswahl, die vom 30. September bis 3. Oktober beim Bundesjugendlager in Heidelberg antreten wird. Foto: Hartmut Bösener

An diesem Abend trainieren die Jahrgänge 2007 und 2008 unter der Leitung von MBC-Nachwuchsleiter und U14-Trainer Mario Leuschner. Seine Stimme dringt bis in den letzten Winkel der Halle, und wenn ihm etwas missfällt, unterbricht er auch auch mal das Training, um seine Schützlinge sofort auf Fehler aufmerksam zu machen. Einer, der dann genau zuhört, ist Florian Melzer. „Er will nur das Beste für uns. Und wenn er sieht, dass wir nicht so gut spielen, wie wir es eigentlich könnten, greift er eben ein“, sagt der 14-Jährige, der in seinem Jahrgang zu den herausragenden Talenten des MBC zählt.

Melzer ist sehr groß für sein Alter, und er ist auch „leistungsmäßig in den letzten zwölf Monaten explodiert“, wie es Leuschner ausdrückt. Damit spielte er sich ins Blickfeld für jene mitteldeutsche Auswahl aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, die sich beim Bundesjugendlager in Heidelberg vom 30. September bis 3. Oktober mit den besten Spielern aus ganz Deutschland messen wird. Melzer gehörte erst zu den Top30, dann zu den Top15. Er stand kurz davor, in den finalen 12er-Kader zu gelangen. Doch beim finalen Cut erwischte es ihn. Vom MBC schaffte es einzig der aus Merseburg stammende Ben Reinhardt in die mitteldeutsche Auswahl für Heidelberg. Reinhardt spielt auf dem Flügel, hat einen starken Drang zum Korb und ist dank seiner Athletik ein exzellenter Verteidiger. Dass er Reinhardt nicht nach Heidelberg begleiten kann, wurmt Melzer. „Das ist schon bitter“, sagt er, aber so etwas haut ihn nicht um. Der Flügelspieler, der erst seit vier Jahren Basketball spielt, will sein Können nun bei einem Vergleichsturnier in Jena und Bad Blankenburg unter Beweis stellen. Melzer liebt den Sport, sein Vorbild ist LeBron James, aber der Schüler des Goethe-Gymnasiums ist intelligent und reflektiert genug, um nicht alles auf die Karte Basketball zu setzen. In dieser Saison will er seine Entwicklung in der mitteldeutschen Liga und der U16-Landesliga fortsetzen und dabei vor allem an seiner Wurftechnik und dem Ballhandling arbeiten, erzählt er.

Felipe Kindling (vordere Reihe, Zweiter von rechts), Jonas Baier (hintere Reihe, rechts) und Niklas Zobel (hintere Reihe, Zweiter von links) empfahlen sich Ende August bei einem Trainingslager der MBA Rookies in Flöha.

Die vielversprechendsten Talente im Jahrgang 2008 sind derzeit Felipe Kindling, Jonas Baier und Niklas Zobel. Das Trio zählt auch zur Auswahl der MBA Rookies, die zuletzt unter dem neuen Trainer Christian Schäfer ein Trainingslager in Flöha absolvierten und dabei auf die U14-Landesauswahlen aus Thüringen und Sachsen trafen. Alle drei eint das Ziel, beim Bundesjugendlager im kommenden Jahr dabei zu sein. Zudem möchten sie sich für Einsätze in der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL) empfehlen. Marcus Brambora, der das MBA-Team in der JBBL trainiert, hat von dem Trio längst Notiz genommen. Kindling spielte zunächst Fußball, ehe er vor vier Jahren seine Leidenschaft für den Basketball entdeckte. Der 13-jährige Aufbauspieler, der die Sportschule in Halle besucht, sprüht vor Ehrgeiz und investiert viel in seinen Traum, einmal Profi zu werden. Dazu gehören auch viele Kilometer auf grauem Asphalt, denn der Fan von Kobe Bryant trainiert nicht nur in Weißenfels, sondern auch in Halle, Leipzig und Sandersdorf.

Große Stücke hält Leuschner auf Baier, einen physisch starken Flügelspieler, der beim Zug zum Korb nur schwer zu stoppen ist. Vor dem Lockdown, der monatelang geschlossene Hallen zur Folge hatte, musste aber auch er kapitulieren. Jammern will Baier nicht über die verlorene Zeit. Das Angebot des Online-Trainings habe er stark genutzt, und als es das Wetter erlaubte, sei er viel auf Freiplätzen gewesen, um an seinen Skills zu arbeiten. Auch der schnelle Aufbauspieler Niklas Zobel empfand den Lockdown nicht als Stillstand. Er funktionierte den Garten der Eltern kurzerhand zum Basketball-Court um. Die Begeisterung für den einzig wahren Hallensport dringt aus jedem Satz der MBC-Talente. Von ihnen wird man hoffentlich noch viel hören.

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