„Es ist einiger Druck da und mit dem Druck kommt man früher oder später klar oder nicht. Wir haben es am Ende gepackt“, verkündete MBC-Cheftrainer Silvano Poropat nach dem Spielende auf der Pressekonferenz. Rund 1800 treue Zuschauer waren dem Ruf ihrer Wölfe in die Stadthalle Weißenfels gefolgt, wo purer Nervenkitzel auf sie wartete. Im Halbfinalspiel drei gegen die Crailsheim Merlins kam es keineswegs wieder zu einem Durchmarsch wie im Auftakt am Freitagabend, sondern beide Seiten taten sich bis zum Ende schwer, waren nervös und der Druck auf Seiten des MBC war greifbar. Über 40 Minuten konnte sich kein Team durchsetzen, erst in der Verlängerung entschieden die Mitteldeutschen die Partie. Phillipp Heyden stand kurz vor seinem Comeback nach der Verletzungspause, wurde aber aufgrund des hochspannenden Spielverlaufs noch geschont. Auf Seiten der Gäste fehlte Darryl Webb.
Beide Mannschaften starteten bereits nervös in die Begegnung, erst nach zwei Minuten kommt es zu ersten Punkten, einem Bonuswurf von Mark Hill. Whit Holcomb Faye kontert kurz darauf per Korbleger. Der MBC präsentierte sich in diesen Minuten sehr wachsam, alle Akteure waren um jeden Ball bemüht. Schnell entstand ein Kopf-an-Kopf-Rennen beider Teams, erst Ende des Viertels setzten sich die Hausherren durch etwas ab, doch innerhalb weniger Sekunden glichen die Merlins zum 21:21-Pausenstand aus. Mit einem And One von Teamkapitän Leutloff ging es weiter, prompt kam die Antwort aus der Distanz von Antonis Sivorotka, die Partie blieb völlig offen. Durch eine hohe Foulintensität kam kein richtiger Spielfluss zustande, beide Mannschaften waren verunsichert. Dann erwischten die Wölfe endlich einen kleinen Lauf und konnten sich Luft verschaffen, durch eine aggressive Ganzfeldpresse wurde der Gegner zu Ballverlusten gezwungen. Das Durchschnaufen der Gastgeber währte nicht lange, denn Crailsheim kam wieder ran. Das Spiel war wieder vollkommen auf Augenhöhe, bis Malte Schwarz den MBC mittels Dreier zur 50:47 schoss.
Nach dem Seitenwechsel eröffnete Hördur Vilhjalmsson die zweite Hälfte aus der Distanz, doch dann kamen die Gäste ins Rollen. Erinnerungen an das Spiel zwei in Crailsheim wurden wach, wo die Merlins nach einem Einbruch der Mitteldeutschen nach der Pause die Oberhand gewannen. Wieder hatte der MBC kein Wurfglück und musste mit ansehen, wie die Mannschaft von Ingo Enskat durch einen Korbleger von Mark Hill in der 25. Minute den 53:53-Ausgleich machten und dann davonzogen. Neun Minuten sollte der Rückstand der Wölfe andauern. Sascha Leutloff kassierte in der 30. Minute noch sein viertes Foul, mit 64:69 ging es in den vermeintlichen Schlussabschnitt. Weiterhin gingen die einfachsten Würfe der Saalestädter daneben, bei den Zauberern geschah das genaue Gegenteil. Doch die Hauptrundenmeister fassten sich ein Herz und griffen an, Whit Holcomb Faye erzielte in der 34. Minute einen Korbleger zur 72:71-Führung seines Teams. Erneut entstand ein Schlagabtausch, an dessen Ende Arizona Reid kurz vor Ende nur einen Bonuswurf im Korb unterbrachte. Billy Baptist glich per Korbleger aus, bei noch 6,9 Sekunden auf der Uhr zog Silvano Poropat eine Auszeit, doch der letzte Einwurf brachte keine weiteren Punkte. So ging es mit dem Stand von 83:83 in die Verlängerung. Hier setzten sich die Hausherren letztlich durch. Die Zuschauer standen voll hinter ihren Wölfen und trieben diese unentwegt nach vorn. Unter ohrenbetäubendem Getöse zeigten endlich auch die Baden-Württemberger Nerven und verlegten Freiwürfe. Christoph Tetzner, Steve Wachalski, Benjamin Lischka, Louis Hinnant und am Ende auch Aaron Cook kassierten nacheinander ihr fünftes Foul und mussten vom Parkett. Bis zur letzten Minute der Nachspielzeit blieb es aber spannend, nach einem Unsportlichen Foul von Joe Buck an Sascha Leutloff verwandelte der sicher seine beiden Bonuswürfe. Auf einen Korbleger von Arizona Reid ließ Ex-Wolf Cook einen Dreier folgen, mit einem Bonuswurf machte Whit Holcomb Faye den Sack zum 99:95 zu.
Gästetrainer Ingo Enskat übte nach dem Spiel deutliche Kritik an den Unparteiischen: „Ich bin enttäuscht, dass am Ende ein einziger Pfiff der Schiedsrichter das Spiel entschieden hat. Bei zwei Punkten vorne für den MBC kriegen wir den Rebound, Sascha Leutloff schlägt meinem Center den Ball aus der Hand, das war ein Foul, das pfeifen die Schiedsrichter nicht. Wenn es da zwei Freiwürfe gibt, gleichen wir das Spiel aus. Bei dem Unsportlichen gibt es keine Diskussion, dadurch hat der MBC zwei Freiwürfe und den Ball, bei elf Sekunden vor Schluss und gewinnt das Spiel am Schluss. Hätte der Schiedsrichter Mut genug gehabt und das Foul gepfiffen, wäre es vielleicht in eine zweite Verlängerung gegangen.“
„Das war ein sehr umkämpftes Spiel, wir haben zwei Mannschaften gesehen, die wirklich alles gegeben haben auf dem Feld, und am Ende hat das Team, das ein bisschen besser gespielt hat, letztendlich gewonnen. Meine Mannschaft war in zwei Phasen ein bisschen gelähmt, aber unser Herz hat das Spiel auf unsere Seite gebracht. Die Partie ging von Anfang an in eine komische Richtung, wir schauen aber jetzt nach vorne und werden am Samstag alles geben“, resümiert Silvano Poropat.
MBC: Hinnant (10), Schwarz (7), Collins (12), Vilhjalmsson (5), Holcomb Faye (22), Leutloff (11), Lange (3), Wachalski (9 Pkt., 11 Reb.), Reid (20), Cavars, Huelsewede, Heyden.
Crailsheim Merlins: Hill (18), Baptist (14), Stohl (3), Buck (12), Sivorotka (9), Lischka (9), Dunbar (11), Tetzner (4), Cook (15), Kling, Obiango, Webb.