Die wunderbare Reise des Ole Sievers

Das Leben nimmt nicht immer Rücksicht auf die eigenen Pläne. Auch Ole Sievers musste das in der abgelaufenen Spielzeit erfahren. Eigentlich sollte der 18-jährige Point Guard die U19 der Mitteldeutschen Basketball Academy in die NBBL-Playoffs führen, doch nach dem coronabedingten Saisonabbruch im Nachwuchsbereich kam alles anders. Mit ein bisschen Abstand lässt sich behaupten: Es kam viel besser.

Ole Sievers (links), hier im Duell mit dem Würzburger Julius Böhmer, war im NBBL-Team der MBA der Anführer. Anschließend etablierte er sich bei den BSW Sixers in der Pro B. Foto: Hartmut Bösener

Sievers fand sich im vergangenen November plötzlich fest bei den BSW Sixers wieder, dem Kooperationspartner des MBC in der Pro B, der dritthöchsten deutschen Basketball-Liga. Er, der es gewohnt war, sein Team anzuführen, musste sich hinten anstellen, am Ende der Nahrungskette, wie das eben so ist als junger Spieler. „Ich hatte auf einmal eine komplett neue Rolle“, sagt Sievers. Das heißt vor allem: Aufdrängen in jedem Training und in der Defensive ackern. Der Qualitätsunterschied zwischen NBBL und Pro B ist eklatant. Die Physis und den Basketball-IQ betreffend sei das eine völlig andere Welt, bemerkt Sievers.

So durfte es auch nicht verwundern, dass der 18-Jährige zunächst nur geringe Spielanteile erhielt. Am 9. Januar profitierte Sievers dann vom Ausfall von Vincent Friederici und stand bei der 68:72-Niederlage in Düsseldorf erstmals über 20 Minuten in einem Pro-B-Spiel auf dem Parkett. „Ich habe dann immer besser reingefunden. Die Jungs haben mir aber auch sehr geholfen“, erinnert sich Sievers. Sein Selbstbewusstsein wuchs, er war nicht länger der Karpfen im Haifischbecken Pro B. Talent setzt sich durch. Überall.

Schon bald rückte Sievers in die Starting Five des Teams von Trainer Sebastian Ludwig. Beim 79:68-Heimsieg in den Playoffs gegen Iserlohn stand er über 32 Minuten auf dem Parkett und steuerte vier Punkte und drei Assists zum Erfolg bei. „Es hat sich alles gefügt für mich. Ein bisschen habe ich auch vom Verletzungspech im Team profitiert“, sagt Sievers in aller Bescheidenheit.

Allüren sind ihm ohnehin fremd. Der 18-Jährige wirkt erstaunlich reif und reflektiert, wie jemand, dem Trainer bedingungslos vertrauen. Seinen stärksten Auftritt legte er am vorletzten Playoff-Spieltag bei der 71:93-Heimpleite gegen Itzehoe hin, als ihm elf Punkte, sechs Rebounds und fünf Assists gelangen. Diese beeindruckende Entwicklung brachte Sievers einen neuen Vertrag bei den Sixers ein, wo er in der kommenden Saison noch mehr Verantwortung übernehmen soll und wieder auf Chris Schreiber treffen wird, der in den vergangenen drei Jahren das NBBL-Team der MBA gecoacht hat und ab nächster Saison bei den Sixers als Chef an der Seitenlinie stehen wird.

Wir haben Sievers zum Abschluss noch ein paar Fragen gestellt:

Ole, jahrelang warst du einer der prägenden Spieler der MBA. Wie blickst du auf diese Zeit zurück?

Ole Sievers: Ich habe der MBA fast alles zu verdanken. Ich habe hier die optimale Förderung erhalten und hatte in all den Jahren mit Marcus Brambora, Nandor Kovacs und Chris Schreiber drei Trainer, die eng an meiner Seite waren und mit mir an meinen Defiziten gearbeitet haben. Vor allem die letzten Jahre mit Chris waren für meine Entwicklung sehr prägend. Er hat mir gleich in meinem ersten NBBL-Jahr viele Möglichkeiten gegeben und Verantwortung übertragen. Ich habe die Zeit hier sehr genossen und hätte auch nicht in einem anderen, größeren Programm spielen wollen.

Nun steht die Offseason an. Woran möchtest du im Sommer arbeiten?

Sievers: Meine Rolle bei den Sixers war bislang eher auf die Verteidigung ausgerichtet. Jetzt möchte ich vor allem an meiner Offensive arbeiten und insgesamt aggressiver auf dem Parkett agieren.

Hast du ein Vorbild als Basketballer?

Sievers: Ein Vorbild habe ich nicht wirklich, aber ich versuche natürlich, von anderen Spielern zu lernen und mir Sachen abzuschauen. Bei den Sixers hat mir Luka Petkovic vom Spielstil her viel beigebracht.