Auf gepackten Koffern – Interview mit Wayne Bernard

Die reguläre Saison ist nun seit 2 Wochen vorbei und in der Geschäftsstelle des Mitteldeutschen Basketball Clubs geht es an die Nachbereitung der abgelaufenen Spielzeit und die Vorbereitung der neuen. Denn wie heißt es so schön: „Nach der Saison ist vor der Saison“.

Die beiden Geschäftsführer Jörg Hexel und Martin Geissler befinden sich mitten in der Sponsorenakquise, um den Etat für die kommende Saison zu sichern. Im Zuge dessen findet Anfang Juni wieder das traditionelle Sponsorentreffen statt, bei dem ein Rückblick auf die vergangene Spielzeit gegeben wird und der aktuelle Stand der Dinge präsentiert. Von Trainer Björn Harmsen gibt es noch keine Neuigkeiten zu vermelden. Er befindet sich noch in der Entscheidungsphase und sichtet mehrere Angebote. Die Spieler befinden sich nun auch fast alle wieder in ihrer Heimat, nur Giorgi Gamqrelidze und Wayne Bernard sitzen noch auf gepackten Koffern und fiebern der Heimreise Anfang der Woche entgegen. Mit letzterem haben wir noch einmal über zwei Jahre Weißenfels gesprochen.

Du warst jetzt das zweite Jahr in Deutschland. Was war für dich der beste Moment und der schönste Eindruck in dieser Zeit?
Der beste Eindruck, den ich von Deutschland und besonders der Region hier habe ist, dass die Fans sehr loyal und treu sind. Ich finde es toll, dass einige Fans tausende Kilometer quer durch Deutschland gefahren sind, nur um uns anzufeuern. Einer der großartigsten Momente in den letzten zwei Saisons war der Gewinn der Pro-A-Meisterschaft im letzten Jahr und der damit verbundene Aufstieg in die Beko BBL. Nicht viele Leute können von sich behaupten, eine Meisterschaft gewonnen zu haben. Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl Meister zu werden.

Dein Vater hatte kurz vor deiner Heimkehr in die USA im Mai letzten Jahres einen Schlaganfall und du bist eher überstürzt abgereist. Wie schwer ist es dir dann gefallen, zu Saisonbeginn zurück nach Deutschland zu kommen, gerade weil du so ein großer Familienmensch bist?
Es war eine sehr schwere Entscheidung für mich. Ich habe sehr intensiv darüber nachgedacht, ob ich zurückkehre oder nicht. Mein Vater war zu dem Zeitpunkt im Krankenhaus und ich habe ihn so oft besucht wie es mir möglich war. Außerdem habe ich mit den Ärzten darüber gesprochen, wie er sich verbessert und entwickelt. Ich wäre vermutlich nicht zurück nach Deutschland gekommen, wenn die Ärzte nicht sicher über seine Genesung gewesen wären. Schließlich bestärkte mich meine Mutter darin, doch zurückzukehren. Das war der ausschlaggebende Punkt für mich. Es war dennoch hart für mich, nicht sehen zu können, wie sich der Zustand meines Vaters verbesserte. Dafür habe ich mehrmals pro Woche mit meiner Familie telefoniert und meine Mutter hat mir all seine Fortschritte beschrieben. Ich freue mich jetzt besonders zu sehen, wie sich sein Zustand verbessert hat und wie es ihm nun geht.

Was wirst du als erstes machen, wenn du zurück in den USA bist?
Ich werde zuallererst endlich wieder Zeit mit meiner Familie verbringen und das voll auszukosten. Ich bin ein absoluter Familienmensch und es ist schwer für mich, meine Familie so lange nicht zu sehen.

Plant deine Familie etwas Besonderes für deine Heimkehr?
Nein, denn ich habe ihnen gesagt, nichts speziell für mich zu planen. Das Wiedersehen allein ist die größte Freude, die sie mir bereiten können.

Du bist einen Großteil des Jahres weit weg von zu Hause und nun auch schon das zweite Jahr in Deutschland. Ist es in irgendeiner Art auch schwer für dich, zurück in die USA zu kehren?
Es ist ganz und gar nicht schwer, im Gegenteil. All die kleinen Dinge, die mich daheim so glücklich machen, werden noch besser, weil es so lange her ist seit ich sie das letzte Mal erlebt habe.

Gibt es etwas, das du an Deutschland schätzt?
Ich mag die typisch deutschen Tugenden wie Pünktlichkeit oder den Ordnungssinn. Hier läuft alles in geregelten Bahnen und nach bestimmten Regeln.

Wen von der diesjährigen Mannschaft wirst du besonders vermissen?
Ich werde das gesamte Team gleich vermissen. Wir sind wirklich zu einer starken Familie zusammengewachsen. Wir sind durch gute und schlechte Zeiten gegangen und jeder hat immer alles für den Erfolg gegeben.

Wie wirst du deinen Sommer verbringen?
Die meiste Zeit werde ich mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen und unter der kalifornischen Sonne entspannen. Ich möchte aber auch durch die USA reisen, um weitere Freunde zu besuchen. Ich plane normalerweise nix für den Sommer, denn es ergibt sich immer irgendetwas. Im letzten Jahr hat mich zum Beispiel mein ehemaliger Teamkollege Robert Cardenas besucht. Er wollte in diesem Jahr vielleicht wieder kommen. Ich werde einfach sehen, was der Sommer bringt.

Wie hältst du dich den Sommer über fit?
Ich werde nicht gleich wieder mit Basketball beginnen. Ich schwimme sehr gerne und fahre Fahrrad oder spiele Tennis. Wenn ich mich bereit für Basketball fühle, werde ich auch wieder den Ball in die Hand nehmen. Aber erst einmal brauche ich etwas Abstand und Entspannung.

Du hast schon in einigen europäischen Ländern gespielt und gelebt. Ich weiß, dass du gut Französisch sprichst und auch einige deutsche Phrasen drauf hast. Wie viele Sprachen sprichst du inzwischen?
Ich finde, mein Deutsch ist noch ziemlich schlecht. Ich schäme mich etwas dafür, weil ich schon so lange hier bin. Aber die meiste Zeit brauche ich die deutsche Sprache nicht, deshalb ist es schwer Deutsch zu lernen und zu üben. Mein Französisch ist hingegen ganz gut. Ich verstehe, was die Leute sagen und sie verstehen mich. Außerdem kann ich noch einige Brocken Spanisch.

Wer glaubst du wird in dieser Saison die deutschen Basketball-Play-Offs gewinnen?
Das ist schwer zu sagen. Alle Teams in den Play-Offs sind talentiert und verdienen es, dort zu stehen. Es ist schwer, da etwas vorauszusagen, besonders weil es ja schon einige Überraschungen gab. Ich werde jedenfalls das Geschehen von zu Hause aus weiter verfolgen.

Und was ist mit den NBA-Play-Offs?
Ich glaube, die LA Lakers und die Boston Celtics werden die Meisterschaft unter sich ausmachen. Wobei ich die Daumen ein klein wenig mehr für die Boston Celtics drücke.

Hast du noch andere Sportarten in Europa oder Deutschland verfolgt oder sogar live angeschaut?
Nein, leider noch nicht. Ich würde mir aber gern mal ein Fußballspiel zweier europäischer Top-Mannschaften anschauen. Ich wollte schon immer die Atmosphäre dabei erleben. Bisher habe ich es leider nicht geschafft. Aber mein Teamkollege, Ade Dagunduro, war kurz vor seiner Abreise in Berlin zum Fußballspiel Hertha gegen Bayern München.

Aus aktuellem Anlass: Hast du Angst, dass dich die Probleme mit der Vulkanasche an deiner Heimreise hindern?
Es macht mich ehrlich gesagt schon etwas nervös. Im Endeffekt kann man aber eh nichts dagegen machen. Ich hoffe einfach und warte, dass die Vulkanasche keine Probleme bereitet.

Möchtest du den MBC-Fans noch etwas mit auf den Weg geben?
Ich danke euch, dass ihr mich so offen und herzlich in Weißenfels aufgenommen habt. Ich liebe eure Unterstützung, die Treue und den Enthusiasmus beim MBC. Vielen Dank dafür!

Veröffentlicht in News, Newsarchiv
Vorheriger Beitrag
Tag der offenen Tür am Sonntag im Fanclub „Das Rudel e.V.“
Nächster Beitrag
Ein Blick auf die Beko BBL Play-Offs – Björn Harmsen und Sascha Leutloff stehen Rede und Antwort