Nach 18 Jahren geht Katrin Schönfelder vom Mitteldeutschen Basketball Club weg. Vor allem seit dem Wiederanfang nach der Insolvenz 2004 war sie 14 Jahre lang die Seele des MBC-Büros. „Sie hat großen Anteil daran, dass wir heute sportlich und wirtschaftlich dort stehen, wo wir stehen“, sagt MBC-Beiratssprecher Jörg Hexel über sie. Sie gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge, sagt die 38 Jahre alte gelernte Verwaltungsfachangestellte. Ein Fan des MBC bleibe sie immer, aber die neue Arbeitsstelle bei der Weißenfelser Abwasseranstalt gebe ihr mehr Zeit, für die Familie da zu sein, vor allem für Tochter Zoe, die in die erste Klasse geht, und für den dreieinhalbjährigen Sohn Mats.
Und wer jetzt denkt, dass der Name für den Sohnemann vom Fußballer Mats Hummels abgeleitet ist, der irrt. „Wir hatten beim MBC 2002/2003 einen belgischen Spieler. Und die Söhne von Paul Bayer hießen Maxim und Mats. Der Name hat mir schon damals gefallen“, erzählt Katrin Schönfelder lachend. Aber nicht nur deshalb ist ihr der Name des Spielers im Gedächtnis geblieben. Da sie seit Mai 2000 beim MBC ist und mit allem und jedem zu tun hatte, ist sie ein wandelndes Lexikon, wenn es um Spieler in den Reihen der Wölfe geht. Wayne Bernard, Chris Ensminger, C. C. Harrison – sie weiß, wann die in Weißenfels aktiv waren. Damals hatte die 20-Jährige gerade bei der Stadtverwaltung Weißenfels ausgelernt, wurde aber nicht übernommen. Als Fan des Weißenfelser Basketballs kam ihr die Stelle im Büro des erstklassig gewordenen Clubs wie maßgeschneidert vor. „Obwohl ich vor dem Vorstellungsgespräch lange überlegt habe, wie ich mich geben soll. Wenn ich mich zu sehr als Fan oute, schadet das vielleicht der Bewerbung“, war ihr Gedankengang. Letztlich bekam sie die Stelle, „und ohne Fan zu sein, kann man sie auch gar nicht ausfüllen“, meint sie.
Besonders deutlich wurde das beim Neustart des MBC 2004. „In den ersten Wochen, ach was, fast das ganze erste Jahr, habe ich beinahe zu jeder Tages- und Nachtzeit mit ihr am Telefon Dinge besprochen. Da war sie immer in Bereitschaft, hat unglaubliche Arbeit geleistet“, sagt Jörg Hexel, der damals Geschäftsführer war. „Sie hat das Büro zusammengehalten“, ist sich Hexel absolut sicher. Aber auch dann, als nicht mehr so viel miteinander telefoniert werden musste, hielt der MBC sie in Atem. Sich um den Ticketverkauf kümmern, Sponsoringverträge vorbereiten, die Finanzen regeln, Buchhaltung, Lohnabrechnung und was sonst alles noch im Büro eines Profisportvereins anfällt, galt es zu erledigen. Bei den Heimspielen war sie zudem Stunden vor dem Spiel in der Halle, organisierte und führte Absprachen mit Aufbauteam, Sicherheitskräften und Kassenmädels.
Das sei es, was letztlich auch den Ausschlag gegeben habe, über einen Arbeitsplatzwechsel nachzudenken und ihn schließlich zum Ende dieses Monats auch zu vollziehen. Der Start in die Erstligasaison 2017/18 steht dafür symptomatisch. „Die ersten drei Heimspiele fielen genau in die beiden Herbstferienwochen“, sagt sie. Statt mit den Kindern, Zoe war gerade in die Schule gekommen, und ihrem Mann in den Urlaub zu fahren, ging Katrin Schönfelder in die Stadthalle. Nicht zornig, nicht wehleidig, zumal sie mit dem Sieg über Gotha und den spektakulären, wenn auch knapp verlorenen Spielen gegen Alba Berlin und Frankfurt als MBC-Fan entschädigt wurde. „Aber es war mir da wie nie zuvor bewusst, dass ich etwas anders machen muss“, sagt sie.
Auch wenn Jörg Hexel sie, die für ihn 14 Jahre Wegbegleiterin im Klub war, nur ungern ziehen lässt, sagt er: „Wir fallen zum Glück nicht in ein großes Loch.“ Das meint er ganz und gar nicht hämisch, sondern verweist darauf, dass Katrin Schönfelder auch immer eine Mannschaftsspielerin war. „Sie hat viel an die jüngeren Mitarbeiter im Büro weitergegeben, für die die Veränderung nun auch eine Chance ist“, so Hexel. Die selbst noch junge Frau bringt es fast ebenso zum Ausdruck: „Gerade mit Francesca Zeidler und Fabian Höer haben wir viel als Team agiert.“ So wird nun Fabian Höer ab Juni neuer Geschäftsstellenleiter beim MBC sein. Francesca Zeidler wird nach ihrer abgeschlossenen Berufsausbildung laut Geschäftsführer Martin Geissler übernommen und die Bereiche Event und Promotion verantworten.
Dieser Gemeinschaftsgedanke von Katrin Schönfelder hat seinen Ursprung vielleicht auch darin, dass sie nicht nur Basketball organisieren kann, sondern auch das Spiel versteht. Beim SSV Einheit ist sie seit Jahren aktiv, trainiert regelmäßig und spielt mit ihren Mannschaftskameradinnen in der kleinen Freizeitliga der Damen und „einmal im Monat gegen die Alten Herren vom SSV“, sagt sie. Hin und wieder gelingt den Frauen da auch mal ein Sieg, „aber meist haben die Männer die Nase vorn“. Das mache aber nichts, ihr gehe es um die sportliche Betätigung und das aktive Spielen einer Sportart, die sie abgöttisch liebt. Deswegen war ihr die Hallenzeit bei den Heimspielen nie Last, und die Auswärtsspiele hat sie fast alle am Bildschirm bei telekomsport.de verfolgt. „Aber ich habe eben auch auf mancher Familienfeier gefehlt, habe den Papa mit den Kindern allein losziehen lassen“, sagt sie.
Wie sehr sie sich mit dem MBC und dem Basketball identifiziert hat, zeigt sich aber auch daran, dass es bis zu persönlichen Freundschaften geführt hat. „Gerade mit Stephen Arigbabu hatte ich lange Jahre freundschaftlichen Kontakt.“ Der deutsche Nationalspieler und jetziger Co-Trainer von Würzburg hatte 2003/2004 für den MBC gespielt. Als er in dieser Saison mit den Würzburgern zum Gastspiel in der Weißenfelser Stadthalle und kurz zuvor als Späher beim Wölfe-Spiel gegen Bayern München in der Arena Leipzig war, konnten sich beide wieder einmal umarmen. Solche Momente werden ihr fehlen, sagt sie. Vielleicht gibt es sie aber auch wieder, denn die Stadthalle wird für Katrin Schönfelder auch in Zukunft nie weit weg sein.