Die Anführerin geht mit einem Lächeln

Als im letzten Heimspiel der weiblichen U18 der Mitteldeutschen Basketball Academy (MBA) die Schlusssirene ertönte, endete nicht nur ein Basketballspiel, sondern auch ein Lebensabschnitt. Vier Jahre lang hatte Lotte Pabst für das Team in der Weiblichen Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (WNBL) gespielt. Von einer begabten Spielmacherin entwickelte sie sich zur unverzichtbaren Anführerin und verlängerter Arm von Trainerin Sandra Rosanke auf dem Feld.

Kapitänin Lotte Pabst organisierte bei der MBA den Spielaufbau. Foto: Noah Schütz

Nach dem erfolgreichen Klassenerhalt, der bereits am vorletzten Spieltag der Abstiegsrunde feststand, muss sich die MBA nun an eine Zukunft ohne die Abiturientin gewöhnen. Auch die WNBL-Karrieren von Maria Neumann und Nele Tauschel fanden ihr Ende. Pabst, die als Sechsjährige in der Grundschule mit dem Basketballspielen begann und sich 2015 dem SV Halle anschloss, blickt im Interview auf ihre Zeit bei der MBA sowie die abgelaufene Saison zurück und skizziert ihre Pläne für die Zukunft.

Mit einem souveränen Heimsieg gegen Osnabrück habt ihr den Klassenerhalt gefeiert. Zugleich hast du das Spiel in dem Bewusstsein bestritten, dass es dein letzter WNBL-Auftritt für die MBA sein würde. Da strömte emotional viel auf dich ein. Wie hast du diesen Nachmittag erlebt?

Lotte Pabst: Ich bin da sehr positiv herangegangen, damit ich dieses Spiel wirklich genießen konnte. Anfangs hatte ich es auch gar nicht richtig realisiert, da Basketball schon jahrelang ein großer Teil meines Lebens ist und ich mir nicht vorstellen konnte, dass dies jemals nicht so sei. Mein letztes Spiel hat mir viel Spaß gemacht! Ich hatte Freude daran, mit meinem Team einen Sieg zu erspielen und somit einen erfolgreichen Abschluss zu haben. Erst am Ende, als wir in die Kabine gegangen sind, wurde mir bewusst, dass es nun vorbei ist und ich in dieser Konstellation kein Spiel mehr antreten werde. Einerseits bin ich natürlich dankbar für die schöne Zeit und die tollen Erfahrungen, aber andererseits wusste ich, dass sich nun einiges verändert. Ich schwankte dann zwischen positiven und negativen Emotionen. In dem Moment konnte ich es nicht direkt verarbeiten, weil schon in der darauffolgenden Woche viel Stress mit der Schule anstand und es demzufolge etwas in den Hintergrund rückte. 

Am Ligaerhalt gab es schon vor dem Start der Abstiegsrunde kaum einen Zweifel. Allerdings wären in dieser Saison wohl auch die Playoffs möglich gewesen. Erst am letzten Spieltag seid ihr aus den Playoff-Rängen gefallen. Wie sehr ärgerst du dich im Rückblick über die verpasste Chance und was waren aus deiner Sicht die Gründe dafür?

Pabst: Diese Saison waren die Playoffs wirklich greifbar. Wir haben bis zum Schluss auch alles versucht, diese Chance zu nutzen. Leider hat es nicht ganz gereicht. Natürlich waren wir zunächst enttäuscht über die verpasste Möglichkeit, da wir gute Arbeit geleistet hatten und es für uns etwas Besonderes gewesen wäre. Ich hätte mich gefreut, mal in den Playoffs mitzuspielen und neue Erfahrungen zu sammeln. Aber wir haben uns davon nicht lange aufhalten lassen. Die Gründe waren in dem Fall unbedeutend, da wir nichts mehr an der Situation ändern konnten. Grundlegend war uns allen von Anfang an klar, dass wir ein ziemlich junges Team sind, in dem schon junge Jahrgänge wichtige Aufgaben übernehmen mussten. In den Playdowns wollten wir dann beweisen. wie gut wir uns weiterentwickelt haben und als Team zusammengewachsen sind. 

Obwohl es nicht ganz für die Playoffs reichte, war die Steigerung im Vergleich zur Vorsaison augenfällig. Ihr habt den Abstand zu den Top-Teams deutlich verkleinert. War das die erfreulichste Erkenntnis aus dieser Saison? 

Pabst: Es gab viele schöne Momente während der Saison. Aber ja, für mich persönlich waren es die Spiele gegen sehr gute Mannschaften wie etwa Rist Wedel, in denen wir zeigen konnten, dass wir in der Lage sind, auf diesem hohen Niveau mithalten zu können. Es waren spannende Spiele und es hat Spaß gemacht, gemeinsam viele erfolgreiche Spielzüge zu kreieren. 

Du hast dieses Team vier Jahre lang geprägt, warst in den letzten beiden Saisons sogar Kapitänin. Wie blickst du insgesamt auf diese Zeit zurück?

Pabst: Ich blicke gerne auf die Zeit zurück. Basketball war ein ganz großer Teil meines Lebens und hat mich geprägt. Ich habe enge Freunde dadurch kennengelernt und viele besondere Erfahrungen gesammelt. Es gab natürlich Höhen und Tiefen mit nicht so guten Spielen oder Pausen durch Verletzungen, aber auch tolle Siege und lustige Trainingseinheiten. Auch die Trainingslager waren natürlich anstrengend, aber haben mir viele schöne Erinnerungen gegeben. Die vier Jahre waren eine aufregende Zeit.

Pabst gilt als schnell, ballsicher und uneigennützig. In den vier Jahren bei der MBA entwickelte sie sich aber auch als Scorerin weiter. Foto: MBA

Deine Trainerin Sandra Rosanke beschreibt dich als Macherin auf dem Feld, die nicht verbal, sondern durch Handeln vorangeht. Findest du dich in dieser Beschreibung wieder?

Pabst: Ja, das stimmt. 

In welchen Bereichen hast du dich basketballerisch in den vergangenen Jahren am meisten weiterentwickelt?

Pabst: Ich denke, dass solche Herausforderungen wie die Spielführung als Point Guard mich trainiert haben, bessere und schnellere Entscheidungen zu treffen. Das heißt, dass ich versucht habe, meine Mitspielerinnen in die Position zu bringen, in denen sie sich wohlfühlen und dann auch erfolgreich abschließen können. Außerdem hat sich meine Verteidigung in den Jahren durch starke Gegner stets verbessert. 

Du bist ein vielseitig interessierter Mensch. Basketball ist nur eine deiner Leidenschaften, dein Abitur hast du nicht am Sportgymnasium gemacht. Welche Pläne hast du für deine Zukunft?

Pabst: Ich habe mein Abitur am Giebichenstein-Gymnasium Thomas Müntzer absolviert. Ich möchte über den Sommer gerne viel verreisen und einfach die freie Zeit genießen. Ab September startet dann mein FSJ hier in Halle. Wo es mich nach diesem Jahr hintreibt, weiß ich noch nicht genau. Bis jetzt habe ich den Plan, nicht in Halle zu bleiben, sondern auch mal in einer anderen Stadt zu leben, aber wer weiß. 

Wirst du dem Basketball trotzdem erhalten bleiben? 

Pabst: Ich werde gucken, wohin es mich führt und was sich jetzt alles bei mir verändert. Aber ich denke, dass ich immer dem Basketball verbunden bleibe, egal in welcher Stadt und auf welchem Niveau.